Hüfte, Füße, Gangbild, Halswirbelsäule, Schlafposition, Knacken im Oberkörper. All das notiere ich zu „Welche Fragen haben Sie?“ auf dem Aufnahmeformular bei Frau Dr. Kamping in Hannover. Die Kinderorthopädin hat selbst eine Tochter mit Down Syndrom und stand damit schon länger auf meiner ToDo-Liste. Ärzte, die selbst Kinder mit Behinderung haben, ziehen kleine Patienten mit ähnlichen Herausforderungen magisch an. Sie haben echtes wirkliches Interesse und recherchieren ihren Fachbereich gründlich aus. Perfekt für uns Eltern. Seit Lille läuft, frage ich mich, ob ihre Füße stabil genug sind, ob ihr Gangbild in Ordnung ist. Sie ist lange Zeit über den Spagat ins Sitzen gekommen. Das ist nicht gut für die Hüfte. Aber hat es wirklich geschadet? Nehme ich sie hoch, knackt ihr Oberkörper immer mal wieder und im Schlaf liegt sie wie ein toter Frosch mit nach außen gedrehten Knien. Ist DAS in Ordnung so? Die Antworten auf die Fragen waren die zwei Stunden Fahrtzeit wert.
Kurzes Ergebnis der Untersuchung: Lille bekommt Orthesen für den Lauftstart, sie ist nicht gänzlich ohne Halt, aber sie muss dennoch viel Denkleistung dafür aufwenden, um stabil zu gehen. Ein Beispielrezept haben wir bekommen, dies soll nun unsere Ärztin nach Lesen des Berichts ausstellen. Und: Lilles rechte Hüfte ist nicht okay. Sie ist zu flexibel. Aber: Sie ist „nicht eindeutig schlecht“. Das heißt für uns, vierteljährlich bei einem guten Kinderorthopäden kontrollieren lassen. Wenn es schlechter wird, läuft das immer auf eine OP hinaus. Keine gute Nachricht. Zumindest gibt es noch Hoffnung. Es helfen therapeutisches Reiten, breite Rutschautos fahren, ein festes kleines Trampolin, kein Großes das ist zu weich. Alles, was die entsprechende Muskulatur trainiert, hilft die Hüfte zu halten. Die neue Kinderorthopädische Fachkraft soll jedes Vierteljahr vor allem die axiale Stauchung kontrollieren. Das ist eine manuelle Untersuchung. Ein Röntgenbild ist eigentlich nicht notwendig, wird sich aber nicht vermeiden lassen. Dann benötigen wir aber eine Beckenübersicht und keine Hüftübersicht. Wir wollen einmal im Jahr nach Hannover fahren, das ist für mich wie der Knochen-TÜV. In Froschposition zu schlafen, ist übrigens super, die beste Haltung für die Hüftreife.
Praktische Tipps für euren Termin
Die Praxis ist toll, großzügige Räume, schöne Spielmöglichkeiten beim Warten. Es gibt ein extra Wickel- und Stillzimmer.
- Privatpraxis: Daher keine Überweisung notwendig, keine Krankenkassenkarte. Ihr bekommt eine Rechnung und bezahlt den Termin selbst. Summe weiß ich noch nicht genau. Meine Erfahrung sagt 120/130 Euro.
- Terminvereinbarung unbedingt notwendig: Telefonisch oder per Online-Tool. Super praktisch und bequem. Verschieben von Terminen auch online möglich. System erinnert euch mehrfach an euren Termin. Ebenfalls sehr praktisch.
- Parken: Ich habe kostenfrei in der Kleestraße geparkt. Da stehen schöne alte Häuser und direkt an der Straße ist ein Wald, in einigen Gehminuten gibt es den Spielplatz Rodelberg. Den werden wir uns das nächste Mal anschauen.
- dm und Mega-Edeka: Für eine schöne Rückfahrt könnt ihr den dm in 8 Minuten Entfernung (An der Weide 14) besuchen. Dieser Drogeriemarkt hat auch eine Textilabteilung, ihr wisst was ich meine 🙂 Daneben ist der gigantischste Edeka-Markt, den ich je gesehen habe. Es gibt alles, wirklich alles. Auch den leckersten Bulgur-Salat der Welt, von Diyar. Den hatte ich kennengelernt, als ich mit Lille rund um ihre Herz-OP in der Medizinischen Hochschule in Hannover war. Der Hersteller kommt aus der Region und deshalb gibt es den guten Stoff bei uns im Ruhrgebiet nicht. 🙂
In den medizinischen Leitlinien findet ihr typische orthopädische Probleme von Kindern mit Down Syndrom, die wir im Blick haben sollten. Typisch heißt ja wieder nicht, dass jedes Kind sie hat.
Beim Deutschen Down Syndrom Infocenter findet ihr die ebenfalls sehr hilfreiche Broschüre
Medizinische Aspekte bei Down-Syndrom (mit Checklisten)
