Bei Facebook las ich erstmals vom osteopathischen Kinderzentrum Filumi in Bad Alexandersbad, dem kleinesten Kurbad in Bayern. Ich las von: Osteopathie, Klangtherapie, Therapie im Wasser, therapeutischen Familienerlebnissen. All das, was wir über die üblichen Therapien von der Krankenkasse nicht erhalten. Aber all das sind Dinge, die Lille gut tun und schon gut getan haben. Zu ihrem Lebensbeginn lag Lillemor drei Wochen auf der Neo-Intensiv in unserem anthroposophischen Lieblingskrankenhaus. Da bekam sie schon Musiktherapie und Heileurythmie. Kurz: Wasser, Osteopathie, Klang, all das ganzheitlich und für die ganze Familie. Intensiv an einem Ort. Das ist genau unser Ding. Dazu hat Filumi ein wunderbares Marketing, das mich absolut abgeholt hat.
Was ist das osteopathische Kinderzentrum eigentlich?
Filumi wird von der Bertold und Brigitte Hollering-Stiftung unterstützt. Frau Hollering war an unserem Wochenende sogar vor Ort. Eine sehr freundliche zurückhaltende Frau, der die eigene Freude über die strahlenden Kinderaugen deutlich anzusehen war. Gründer und Ideengeber des Zentrums sind die erfahrenen Osteopathen Georg Schöner und Norbert Neumann. Letzterer hat besonders viel Erfahrung mit Kindern mit Down Syndrom. Die Beiden waren an unserem Wochenende ebenfalls kurz vor Ort, blieben aber im Hintergrund. So wie ich es wahrgenommen habe, geht es bei Filumi um die Multiplikation von therapeutischem Wissen, somit ist das Team der Guru und behandelt die Kinder auf hohem Niveau. Gegenüber im Markgräflichen Schloss befindet sich die Freie Akademie für Osteopathie. Hier werden Osteopathen aus- und weitergebildet. Das Zentrum Filumi bietet Therapien für Kinder mit Krebserkrankung, Down Syndrom und neurologischen Erkrankungen an. Zu den angebotenen Therapieformen gehören: Ernährungs- und Phytotherapie, Diagnostik/ versch. Messungen, Bewegungstherapie, Osteopathie, neurologische Behandlungen, Atemtherapie, Entspannungstherapie, Physio- und Ergothrapie, Psychotherapie, Klang-/Musiktherapie, HRV-/EEG-Messungen und selbstverständlich Osteopathie.
Warum hilft Osteopathie Kindern mit Down Syndrom?
Die Osteopathie ist eine manuelle Behandlungsmethode. Die Therapeuten wirken von außen mit ihren Händen auf den Körper ein. Das geschieht mal mit mehr, mal mit weniger Druck. Dabei behandeln sie nicht nur den Skelettapparat, sondern auch das Gefäß- und/oder Nervensystem. Osteopathie baut auf den Selbstheilungskräften des Körpers auf. Lillemor wurde initial in der Intensivtherapie behandelt und benötigt nun, wenn möglich, alle 6-8 Wochen eine erneute Sitzung bei einem erfahrenen Behandler. Ziel ihrer Behandlung war die Aufrichtung, sie macht oft einen runden Rücken und ist, Hypotonie-bedingt, noch instabil. Ihre Stabilisierung erreicht sie auch über Blockaden, deshalb wurden nicht alle Blockaden gelöst. Auch das war eine spannende Erkenntnis. Es gibt Menschen, die „glauben“ nicht an die Osteopathie. Wir hatten bereits positive Erfahrungen gesammelt und waren daher sind daher sehr offen für das Behandlungskonzept. Osteopathen arbeiten ganzheitlich. Sie haben Zeit und lernen den Patienten erstmal kennen. Allein deshalb war es schön, dass wir alle dabei sein konnten. Denn wir gehören zu Lillemor. 🙂
Wie melde ich mich für eine osteopathische Intensivtherapie an?
Ich habe einfach bei Filumi angerufen und bekam verschiedene Terminvorschläge. Aktuell, so die telefonische Auskunft, werden Intensiv-Wochenden von Donnerstag bis Sonntag 13 Uhr angeboten. Intensiv-Wochen sind in Planung. Das Kinderzentrum ist seit ca. einem Jahr am Start und baut seine Leistungen kontinuierlich aus. Wegen der weiteren Anreise sind wir bereits am Montag angereist. So hatten wir noch zwei ruhige Tage vor Ort, bevor das bunte Therapieprogramm gestartet ist. Unser Großer wurde vier Tage von der Schule freigestellt, denn uns wurde signalisiert, dass sich das Angebot an die gesamte Familie richtet und es wünschenswert ist, wenn alle Mitglieder der Kernfamilie anreisen. Bei einem weiteren Aufenthalt würden wir auch zwei Ruhetage im Anschluss planen. Die Rückfahrt am Sonntag, wegen der Schule am Montag, war etwas stressig.
Wo kann ich übernachten?
Das tolle Team des Therapiezentrums sendet euch vorab eine Liste mit Übernachtungsmöglichkeiten. Filumi hat seine Räumlichkeiten im alten Kurhaus in der Ortsmitte, die ist von überall gut zu erreichen, denn der Ort Bad Alexandersbad ist niedlich klein. :)) Das Alexanderbad, indem auch die Therapien im Wasser stattfinden, ist direkt mit dem Therapiezentrum verbunden. Ihr geht einfach über den Flur. Wir haben nebenan im Soibelsmanns Hotel Alexandersbad gewohnt. Von da aus, sind es zwei Minuten zu Fuß. Es sei denn ihr lauft mit Lille Zick-Zack, dann dauert es länger. 🙂 Wir hatten ein normales Doppelzimmer mit Beistellbett und Reisebett für Lillemor. Das Zimmer war riesengroß und sehr sauber, außerdem gab es das Bad und einen Vorraum mit Schrank. Die Einrichtung war in die Jahre gekommen, aber sehr gepflegt. Das Team des Hotels ist sehr sehr freundlich, bemüht und sehr schnell. Unser kaputter Kühlschrank wurde sofort ausgetauscht, so konnten wir Lilles Medikament lückenlos weiterkühlen. Wir hatten zunächst mit Frühstück gebucht und haben abends a la carte gegessen, was sehr lecker war. Dann haben wir uns für Halbpension entschieden, denn so konnten wir abends sofort Essen für die Kinder holen und mussten nicht Warten. Die Kinder werden nach Lebensalter berechnet. Der Große hat also 7 Euro bezahlt. Lillemor war frei, nachdem eine Dame vom Service sie anschaute und meinte: „Ach, so viel isst sie doch nicht. Das buchen wir gar nicht erst ein.“ Morgens bekam der Große schnell automatisch seinen gewünschten kalten Kakao und am letzten Tag eine Umarmung der Servicekraft. Zu süß. Die Halbpension war auch an Tagen praktisch, an denen wir getrennt gegessen haben, weil Lille früh eingeschlafen war oder der Große keinen Hunger hatte. So konnten wir einfach runtergehen, essen und flott wieder ins Zimmer gehen.
Was erwartet mich in Bad Alexandersbad?
Bad Alexandersbad ist recht klein und hat keinen Supermarkt, keinen Bäcker, der fußläufig zu erreichen wäre. Der Erlebnis-Metzger Reichel (Erlebnis? 🙂 hat von Donnerstag bis einschließlich Samstag geöffnet. Mit dem Auto seid ihr aber zum Beispiel in 5 Minuten in Wunsiedel und 9 Minuten in Marktredwitz, da könnt ihr einkaufen und Co. Der Bus fährt einmal in der Stunde nach Wunsiedel und benötigt dafür 9 Minuten.
Rund um den Ort gibt es zahlreiche Wanderwege. Der Rundweg 1 lässt sich gut bewältigen, er führt euch ins Archedorf Kleinwendern, welches ihr im Rahmen des Filumi Programms ebenfalls kennenlernen werdet. Dort warten seltene Tierrassen auf euch. Der Weg lässt sich auch mit dem Kinderwagen gehen. Wir hatten Lille streckenweise in der Trage. Wegen des Regens am ersten Tag sind wir ins Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale gefahren. Frau Fuchs hat die Donald und Dagobert Duck Comics ins Deutsche übersetzt, zu ihrem Andenken wurde das Haus erstellt und es ist einfach mega toll. Ihr lauft durch Entenhausen und lernt viel über (Comic)-Sprache. Was wir wegen des Wetters nicht, geschafft haben, ist das Felsenlabyrinth. Dort sollt ihr über, unter und um Steine im Wald laufen, klettern, gehen können. Darauf freuen wir uns schon, denn wir kommen sicher noch mal wieder. Papa und der Lille Bruder waren außerdem in Hof in der sehr schicken und sehr gut ausgestatteten Jump & Climb Untersee Trampolinhalle. Auf unserer Liste steht ebenfalls noch der Greifvogelpark in Wunsiedel.
Was kostet die Intensivtherapie?
Die Kosten des Aufenthalts richten sich nach dem Therapieplan, die Behandlungen sind Privatleistungen. Ihr tragt die Kosten also selbst. Die meisten Behandlungen erfolgen nach dem Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker (GebüH). Somit habt ihr eine gute Chance einen Teil von der Krankenkasse erstattet zu bekommen. Lillemor hat eine Zusatzversicherung bei der auch Osteopathie etc. mitberücksichtigt sind. Wir haben den Kostenvoranschlag des Zentrums bei der Versicherung eingereicht und vorab eine Kostenzusage erhalten. Dennoch bezahlen wir ca. die Hälfte selbst, denn Tierbegleitung und andere Angebote stehen nicht in der GebüH, an der sich die Zusatzversicherung orientiert. Unterkunft, Fahrt, Verpflegung kommen dazu. Wir sehen es als sehr wertvollen Urlaub, denn wir hatten wirklich eine schöne Zeit. Die therapeutischen Impluse kommen als wundervolles Extra dazu. Wir haben für insgesamt sieben Tage ca. 1.500 Euro für alles investiert. Wer in der Nähe wohnt, kommt ohne Unterkunft aus. Ferienwohnung und selbst kochen sparen sicher auch etwas ein.
Das Angebot ist detailliert Posten für Posten aufgeschlüsselt, in der Therapie selbst verschmelzen die Punkte und ihr erkennt nicht immer, was gerade dran ist. 😉
Was ist das Besondere an Filumi?
- Liebevolle Organisation: Erster Tag, wir betreten das Gebäude. Wir bekommen eine persönlich gestaltete Laufmappe mit allen Infos inklusive Kugelschreiber und Lillemor erhält den Plüschfuchs Filumi, der ein Halstuch mit ihrem Namen trägt! Lille liebt Kuscheltiere und war absolut glücklich. Kurzer Blick auf den kleinen großen Bruder. Er trägt es mit Fassung. Über eine kleine Überraschung nur für ihn hätte er sich sicher auch gefreut.
- Begleitung: Wir kommen aus dem Behandlungsraum und werden begleitet. „Jetzt geht ihr hier und dort hin.“ Der Aufenthaltsraum ist ausgestattet mit Getränken, Obst und leckerem Kuchen, Teilchen und herzhaften Kleinigkeiten. In der Küche gibt es warme Getränke. Es schaut immer jemand aus dem Büro-Team nach uns und hilft, leitet weiter, begrüßt und verabschiedet uns herzlich.
- Absolut entspannte Atmosphäre: Zu ersten osteopathischen Behandlung sind wir zu viert in den Behandlungsraum gegangen. Lille lief rum, entdeckte das Zimmer. Der große Bruder schnappte sich einen Rollhocker und fuhr darauf durch den Raum. Die Erwachsenen unterhielten sich über Lille, ihre Geschichte und Entwicklung. Chaos pur, und dennoch sehr entspannt. Weil es okay war. Weil es Lille half, die Therapeuten ganz locker kennenzulernen. So war es kein Wunder, dass sie innerhalb kürzester Zeit Küsschen verteilte. Wir hatten Glück uns hatten ein Therapeuten-Team. Zwei Herzen für Lille. Wie schön. 🙂 Das Kinderzentrum ist offenbar auch ein schöner Ort zum Arbeiten.
- Schwimmbad: Das Alexbad ist ein sehr schöner Ort für die Therapien, architektonisch wirklich beeindruckend und es ist vom Zentrum aus erreichbar, ohne dass ihr das Gebäude verlassen müsst. So ist es auch möglich morgens Wassertherapie zu haben und danach frisch geföhnt zur Osteopathie zu gehen. Ein Spaßbad ist es nicht. Die Saunalandschaft ist übersichtlich. Aber, wenn Georg Schöner spontan mit Instrument (Tambura) am Becken steht und für die Kinder spielt, dann hat das schon was.
- Schöne ruhige Umgebung: Filumi ist der kleine Fuchs und das Symboltier des Zentrums. Er zieht sich bei Krankheit, Verletzung, Überforderung in seinen Bau zurück, um in Ruhe zu heilen. Obwohl wir nur vier Tage Filumi erlebt haben, fühlen wir uns ähnlich. Der Große sagte am zweiten Tag. „Das ist hier gar keine Therapie. Das macht einfach alles Spaß.“
- Therapie für die gesamte Familie: Das Programm ist zwar gut gefüllt, aber dennoch fühlen wir uns bei den Aktivitäten nicht gestresst. Wir erleben eine gute Mischung aus Einzeltherapien und gemeinsamen Aktivitäten für alle und mit den anderen Familien. Machen Aktivität würde sich am ersten Tag besser eignen, um die anderen Kinder besser kennenlernen zu können.
- Osteopathie für Begleitpersonen: Sowohl Lillemors Bruder als auch ich wurden osteopathisch behandelt. Das ist so vorgesehen. Im Tagesablauf ergeben sich Möglichkeiten die Familienmitglieder mitzubehandeln. Das hat uns ebenfalls sehr gut getan.
Da das Zentrum noch im Aufbau ist, ist nicht jeder Gemeinschafts-Raum perfekt gestaltet, wenn es euch also darauf ankommt, dass jede Fußleiste korrekt angebracht ist, lasst eure Brille zu Hause. 🙂 Die Inhalte aber sind wirklich lohnenswert und die Behandlungsräume sind sehr gut ausgestattet. Ein Therapietag war etwas überfüllt, das hatte sich durch Krankheit eines Therapeuten ergeben. Deshalb konnte Lillemor die Ergotherapie leider nicht richtig nutzen.
Fazit – Was hat uns das Intensiv-Wochenende im osteopathischen Kinderzentrum Filumi gebracht?
Schöne Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, viele Impulse zu (für uns) neuen Therapieformen und zur Gestaltung des Alltags. Einfach mal mehr schöne Erlebnisse planen, viel in den Wald gehen, denn auch das ist Therapie. Sinneseindrücke fördern und Begegnungen mit Tieren ermöglichen. Zeit für mich nehmen, Osteopathie für alle. Klangschale besorgen und Stimmgabel bestellen. Schwimmen gehen und abwarten, wie die Osteopathie auf Lille wirkt. Am dritten Therapietag hat sich in ihr deutlich was verändert. Sie war unheimlich gut drauf, fröhlich und ohne Mittagsschlaf extrem gut drauf. Sie rannte im Restaurant abends von Tisch zu Tisch und begrüßte alle Gäste mit einem fröhlichen „Hai!!“ Am vierten Tag war sie plötzlich schlecht gelaunt, hatte weniger Geduld und brauchte ganz viel Mama und Papa. So kannten wir sie gar nicht. Ich würde sagen: In ihr ist etwas in Bewegung geraten, die Puzzleteilchen ordnen sich neu und das kann auch mal unangenehm sein. Am Ende der Intensivtherapie sind sicher alle ein wenig müde. Wir, vor allem auch Lillemors großer Bruder, behalten die Zeit bei Filumi in Bad Alexandersbad in sehr guter Erinnerung.
Unser Fazit ist also sehr positiv, eures könnte anders ausfallen. Dazu kann ich keine Vorhersage treffen. Bei Fragen könnt ihr euch immer an das Team des Kinderzentrums wenden. Ich mache hier offenbar Werbung, das aber ganz aus eigenem Antrieb und ohne jegliche Gegenleistung. 🙂 Wie immer.
Links
http://www.filumi-kinderzentrum.de
https://www.soibelmanns.de/hotels/soibelmanns-hotel-bad-alexandersbad/
https://wunsiedel.de/tourismus/felsenlabyrinth-luisenburg/















