Die sozialmedizinische Nachsorge für Kinder mit angeborener Behinderung & Erkrankung

Wir hatten richtig viel Glück mit dem Krankenhaus in dem Lillemor geboren wurde. Denn das Team der Neonatologie war nicht nur unglaublich empathisch, lieb und engagiert, sie waren auch extrem gut informiert und vernetzt. So kam wenige Tage nach dem Lillemor aus der Sedierung erwachte, eine sehr sympathische Dame vom sogenannten „Bunten Kreis“, der sozialmedizinischen Nachsorge vorbei. Wir führten ein schönes Gespräch. Dennoch war ich etwas irritiert, denn ich unterschrieb auch einen Vertrag. Ich war nicht ganz sicher, war das jetzt richtig? Denn ich hatte trotz meiner ausführlichen Recherchen vor der Geburt nichts vom bunten Kreise gehört.

Was ist die sozialmedizinische Nachsorge?

Die sozialmedizinische Nachsorge ist ein Hilfsangebot für Kinder und deren Familien, die sich direkt an die Geburt oder Behandlung im Krankenhaus oder einer stationären Rea anschließt. Sie wird von den Krankenkassen übernommen, wenn sich dadurch ein Krankenhausaufenthalt verkürzen lässt und/ oder um die anschließende ambulante Behandlung zu sichern. Sie ist eine Beratungsleistung durch Expertinnen, die für Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres, in schwerwiegenden Fällen bis zum 18. Lebensjahr und gilt für Früh- und Risikogeborene Kinder, chronisch und schwerstkranke Kinder, Kinder mit Behinderung und Kinder nach Unfällen mit schweren Folgeschäden. In Deutschland gibt es den Bundesverband Bunter Kreis mit vielen Regionalstellen, aber auch an einigen Krankenhäusern gibt es eigene Zentren, die diese Leistung erbringen können. Mit § 43 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) wird der Anspruch auf „ergänzende Leistungen zur Rehabilitation“ geregelt. Diese findet im direkten Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt oder eine Rehabilitierung statt. Kostenträger ist die Krankenkasse. Den Antrag stellen die Mitarbeiter des Bunten Kreises mit euch gemeinsam.

Wie und wobei helfen Bunter Kreis und sozialmedizinische Nachsorge?

Die sozialmedizinische Nachsorge, hat uns nach der Geburt von Lillemor geholfen zu Hause anzukommen. Bereits im Krankenhaus hatten wir die ersten Gespräche. Ich im Stillstuhl, Lille auf der Brust, mit der Aussicht in ein paar Tagen nach Hause zu dürfen. Oder mit der Drohung? Denn so sehr ich mich freute, es waren noch viele Fragen offen: Wer liefert Spritzen und Magensonden? Wer zeigt uns, wie es geht? Wer hilft uns bei Anträgen und Co.? Wo bekommen wir Lilles Medikamente her? Bei all dem hilft der bunte Kreis.

So war es bei uns: Nachdem wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, kam unsere bunte Herzensdame zehn Wochen lang einmal in der Woche vorbei. Sie ist Intensiv-Kinderkrankenschwester, hat sich Lille angeschaut, unseren Ängsten und Nöten gelauscht. Vom Büro aus hat sie für uns telefoniert und organisiert. Bereits als wir nach Hause kamen, war der Hilfsmitteldienstleister organisiert, eine Apotheke gefunden usw. Denn ich hatte wirklich keine Ahnung wo ich am besten Sonden und Spritzen für die enterale Ernährung bestellen soll. Welche Apotheke in unserer Nähe Herzmedikamente für Kinder anmischen kann. Wir bekamen Kontakte zu Therapeuten und Ärzten.

Bei unserem ersten MDK-Gespräch zur Feststellung des Pflegegrades, saß unsere Betreuerin mit am Tisch. Selbstverständlich hatte sie uns auch auf das Gespräch vorbereitet.

Das Angebot des bunten Kreises gibt es in 120 Städten in Deutschland. Aber auch Organisationen wie die Lebenshilfe, Caritas und so weiter helfen euch bei dem Übergang nach Hause. Man muss nur wissen, dass es solche Angebote gibt.

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